Der Stellungskrieg an der Westfront mit seinen gewaltigen Schlachten, die einen ungeheuren Blutzoll auf beiden Seiten forderten, ist die prägende Erinnerung an den 1. Weltkrieg. Nachdem sich beide Seiten im Ergebnis der Schlachten an der Marne und an der Aisne weitestgehend neutralisiert hatten, setzte ein "Wettlauf zum Meer" ein, in dessen Ergebnis sich die Grabensysteme der Front von der Küste Flanderns im Norden bis zur Schweizer Grenze im Süden erstreckten. Dieser Stellungskrieg war ein Resultat aus der ungleichen Entwicklung zwischen Feuerkraft und -geschwindigkeit auf der einen Seite sowie der im Vergleich zu früheren Kriegen kaum weiterentwickelten Mobilität der Truppen auf der anderen Seite, die zudem zu Millionenheeren aufgebläht waren, was einen Stellungskrieg dieser Dimension überhaupt erst möglich machte. In diesem Kontext war die Feldartillerie in ihrer damaligen Form bereits obsolet, denn für die ihr im Gefecht zugedachte Aufgabe bedurfte es eigentlich der Panzerwaffe, die erst während des Krieges entwickelt wurde, die notwendige Beweglichkeit aber erst zwischen den Weltkriegen erlangte.
Das 5. königlich-sächsische Feldartillerie-Regiment No. 64 war während des gesamten Krieges an der Westfront eingesetzt, erlebte also den Stellungskrieg vom ersten bis zum letzten Tag, auch wenn das Regiment im Laufe des Krieges an unterschiedlichen Frontabschnitten eingesetzt wurde. Aus Platzgründen kann im Folgenden nur eine stichpunktartige Aufstellung der Aktivitäten des Regiments aufgeführt werden, die auf einer entsprechenden Aufstellung des Sächsischen Staatsarchivs entnommen und durch eigene Rechercheergebnisse ergänzt bzw. korrigiert wurden. Eine wichtige Quelle bildeten dabei die Verlustlisten der Königlich Sächsischen Armee.
1914
Oktober - Einsatz am berüchtigten Chemin des Dames (ein während des Weltkrieges heiß umkämpfter Höhenzug nordwestlich von Reims bzw. westlich der Hochebene von Craonne, der für seine unterirdischen Bunkersysteme berühmt ist).
November/Dezember - Kämpfe im Abschnitt Ailles-Bouconville östlich des Chemin des Dames
1915
Januar - weiterhin im alten Abschnitt, 4. Batterie etwas östlich nach Craonne verlegt, wo leichte Gebietsgewinne erzielt werden konnten.
Februar - Dezember - Das Regiment wird auf den Brückenkopf südlich der Aisne vorgezogen, um die rechte Flanke der in der Winterschlacht und Herbstschlacht in der Champagne kämpfenden Truppen zu decken.
1916
Januar - August - Weiterhin Einsatz südlich der Aisne.
September/Oktober - Einsatz im Stellungskrieg vor Verdun
November - Verlegung an die Somme und Teilnahme an der Schlußphase der Schlacht an der Somme.
Dezember - Stellungskrieg an der Somme
1917
Januar/Februar - Weiterhin Stellungskrieg an der Somme
März - Verlegung in die Siegfriedstellung, eine vorbereitete Verteidigungsstellung zwischen Arras und Soissons, die der Verkürzung der Front diente und die zahlenmäßige Überlegenheit der Alliierten kompensierte. Durch diesen Schritt wurde der Krieg bis Ende 1918 verlängert.
Mitte April - Kämpfe in der Siegfriedstellung
Mitte April/Mai - Verlegung an die Aisne und Teilnahme an den Kämpfen in der Doppelschlacht Aisne/Champagne
Juni - Stellungskrieg an der Aisne
Juli - Im Ruhequartier in der Nähe des Truppenübungsplatzes Maubert-Fontaine zur Verfügung der Obersten Heeresleitung
Ende Juli/Anfang August - Kurzeinsatz zur Unterstützung des VII. Reservekorps bei Reims.
August - Dezember - Verlegung nach Flandern und Teilnahme an der 3. Flandernschlacht. Die Division wird nun der 6. Armee zugeordnet.
1918
Januar - Stellungskrieg in Flandern
Mitte Januar - Mitte Februar - Im Ruhequartier und zur Ausbildung in Tourcoing (Nordfrankreich an der Grenze zu Belgien).
Mitte Februar/März - Stellungskrieg in Flandern
Anfang April - Schlacht bei Armentieres als Auftakt der 4. Flandernschlacht. Die deutschen Truppen können leichte Geländegewinne erzielen. Der Kommandeur des Regiments, Major Leonhardi fällt am 12. April.
Ende April - In der Schlacht am Kemmelberg gelingen weitere leichte Geländegewinne, die jedoch in keinem Verhältnis zu den Verlusten stehen. Am 29. April wird das Ende der Offensive befohlen.
Mai - Verwendung als Eingreiftruppe der 6. Armee
Juni - Stellungskrieg am Ostrand des Waldes von Nieppe (nördlich von Armentieres)
ab Juli - Verlegung an die Maas und Teilnahme an den dortigen Kämpfen.
8. November - Auflösung der III. Abteilung und der 9. Batterie auf Befehl der Obersten Heeresleitung.
11. November - Waffenstillstand